Bildung in den Palästinensischen Autonomiegebieten: Drei Jahre um pädagogische Nothilfe zu leisten

Giacomo Pizzi7 Februar 2011

Ein Projekt, gemeinsam entwickelt von ATS pro Terra Sancta, AVSI, der Kustodie des Heiligen Landes und Ephpheta Paul VI- die alle sehr engagiert und involviert in den Bereichen der Bildung und der Sozialarbeit sind – mit dem Ziel Bildung in den Schulen des Heiligen Landes zu fördern und zu unterstützen: Pädagogische Nothilfe in den Palästinensischen Autonomiegebieten  Bethlehem, Jericho und Ost-Jerusalem.

Giovanni Nannetti, der Koordinator des Projekts, erklärt die Hintergründe und Aussichten des Projekts, welches über die nächsten drei Jahre hinweg versuchen wird die Lernmethoden in den Franziskanischen Schulen zu verändern und zu verbessern, und erörtert die Zukunftsaussichten der mehr als 3.000 Schüler.

Wie entstand die Idee zu solch einem Projekt, das den Fokus auf pädagogische Nothilfe in den Palästinensischen Autonomiegebieten richtet?

Die Kustodie ist in Palästina schon seit langer Zeit – auch über ihren pastoralen Auftrag hinaus –  sehr engagiert und unterstützt eine hohe Anzahl an Sozial-, Fürsorge-, Bildungs- und Kulturprojekten. Solche Missionen richten sich nicht nur an Christen, sondern auch an Muslime und Juden, um Menschen, unabhängig ihres Glaubens oder ihrer sozialen Herkunft, zusammenzubringen.

Die Kustodie des Heiligen Landes hat bereits einige Jahre auf Associazione di Terra Santa (ATS) als Institution zurückgegriffen, um einzelne Projekte umzusetzen und um Arbeiten in Kooperation mit staatlichen und privaten Spenderinstitutionen zu unterstützen.

ATS arbeitet mit einem besonderen Fokus auf die Bewohner der Palästinensischen Autonomiegebiete: seit 2002 hat ATS Bildungsprojekte durchgeführt, welche auch das Ziel hatten die Integration von Gemeinschaften mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen zu fördern.

AVSI steht den von der Kustodie des Heiligen Landes geleiteten Schulen in Palästina seit mehr als drei Jahren helfend zur Seite.

Die Hilfstätigkeiten wurden ins Leben gerufen, als Reaktion auf zahlreiche Bitten um Hilfe von dem aktuellen Kustos des Heiligen Landes, Pierbattista Pizzaballa.

Das AVSI Programm Support at a Distance (SAD) hat, mit der Unterstützung der Schulen in Bethlehem und Jerusalem, bereits vor einiger Zeit begonnen – mit beachtlichem Erfolg. Die Gelder, die durch SAD zur Verfügung stehen, werden genutzt, um Schülern aus armen Familien einen Schulbesuch zu ermöglichen, da die Familie sonst nicht in der Lage wäre die Aufnahmegebühren der Schulen für ihre Kinder zu bezahlen.

Hat die komplizierte sozialpolitische Lage in den Autonomiegebieten Einfluss auf das Bildungssystem?

Definitiv, man sollte bedenken, dass die Notwendigkeit des Projekts gerade durch die schwierige und komplexe sozialpolitische Situation in den Palästinensischen Autonomiegebieten entstanden ist.

Die momentanen Lebensbedingungen sind sehr schwierig und unsicher: Die Grenzschließung der Autonomiegebiete hatte eine Arbeitslosenrate von 55 % der Erwerbsbevölkerung zur Folge, während 50 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. Die Menschen sind ohne Hoffnung, schwach und schutzlos.

In solchen Situation leiden die Kinder am meisten, ihnen werden sowohl ihre Grundbedürfnisse, als auch ihre Kindheit geraubt. Sie werden gezwungen in einer Umgebung aufzuwachsen, in der Gewalt als etwas Normales und Alltägliches gilt.

Was das Bildungswesen angeht, liegt die Besuchsrate der Grundschule bei 80 % und die der Oberschule bei 65 %. Das durchschnittliche qualitative Niveau einer palästinensischen Schule ist niedrig. Aus diesem Grunde war die Notwendigkeit eines angemessenen Nothilfeprojekts, das maßgebendes Handeln erfordert, offensichtlich. Das Projekt wird versuchen einen wichtigen Beitrag zu leisten, indem es dabei hilft eine Schulausbildung zu fördern, die sich zu Dialog und Frieden innerhalb der Städte Bethlehem und Jericho und der alten Stadt in Ost-Jerusalem hin orientiert.

Welche Aktivitäten werden hauptsächlich in den nächsten drei Jahren gestaltet?

Jegliche Aktivitäten, die in irgendeiner Art und Weise Bildungsmöglichkeiten erhöhen und verbessern, während gleichzieitig das kulturelle Wachstum der jungen Schüler, der Lehrer und der Familien gefördert wird, wobei ein spezielles Augenmerk auf diejenigen gelegt wird, die besonders arm sind und sich in besonders schwierigen Situationen befinden.

Die hauptsächlichen Aktivitäten des Projekts werden in zwei Bereichen konzentriert: Einerseits, in der Neu-Strukturierung von Gebäuden und dem Erwerb von Schulmaterialien und Ausrüstung und andererseits in Bildungsaktivitäten, die das übergreifende Ziel verfolgen die Fachkompetenz der Lehrer und der involvierten Erwachsenen (Sozialarbeiter und Eltern) zu verbessern, die Unterrichtsteilnahme der ärmsten Schüler und Schülerinnen zu untertsützen, die Lehrmethoden zu verbessern und die Anzahl und das Angebot von Freizeitaktivitäten zu erhöhen.

Wie viele Schule werden beteiligt sein?

Der Gedanke des Projekts ist es den gesamten Bezugsrahem, also Schüler, Lehrer und Familien, der Schulen die von der Kustodie des Heiligen Landes in den Palästinensischen Autonomiegebieten geleitet und unterstüzt werden, systematisch in das Projekt zu involvieren. Es handelt sich um sieben Schulen: Bethlehem (2 Schulen), Jericho (1 Schule) und Ephpheta (1 Schule).

Mehr als 3.000 Kinder werden von den Aktivitäten des Projekts profitieren….

Das Projekt wird mehr als 3.100 Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren einbeziehen, plus schätzungsweise 300 Lehrer und Jugendarbeiter, 200 Mütter, die die Schule besuchen und an speziellen Kursen teilnehmen und im Ganzen ungefähr 1.040 Familien, welche Hilfe in Form von Stipendien für ihre Kinder erhalten werden. Mindestens 550 der ärmsten Grund-und Oberschüler, sowie 240 bedürftige Studenten werden Hilfe durch Stipendien erhalten.

Wie genau wird das vonstattengehen?

Die Ausbildungs-Komponente wird sich auf Lehrer und Pädagogen konzentrieren, um die Führung der Schulen und die pädagogische Herangehensweise zu verbessern und um neue Lehrmethoden und computeriesierte Instrumente vorzustellen. Der Gedanke ist außerdem, durch besondere Aktivitäten während der Ausbildung, die Entwicklung eines bürgerlichen Gespürs unter den Schülern anzuregen, hauptsächlich bezogen auf eine Steigerung ihres Bewusstseins für Umweltprobleme und die speziellen Probleme verbunden mit ihrem lokalen Umfeld.

Wir wollen gezielt mit Schulungen für Lehrer und Pädagogen beginnen, so wie es von den Schulleitern der Schulen gewünscht wurde, und mit Lernmatrealien- und hilfen.

Welche Instanzen und Organisationen werden an diesem Projekt teilhaben?

Wir können eindeutig folgende aufführen:

Bethlehem University

Università Cattolica Sacro Cuore, Milan

Fondazione Sacro Cuore, Milan

The Coordinating Center for Christian Schools in Palestine

Jerusalem Educational Center

The parishes of Santa Caterina in Bethlehem and Saint Saviour in Jerusalem

Franciscan Centre for the Family, Bethlehem

Franciscan Children’s Home, Bethlehem

Technical and Economic Office, Custody of the Holy Land

La Federazione delle Opere Educative (FOE)

Edizioni Terra Santa

Studio Ingegneristico Mazzuchelli e Pozzi, Varese