Franziskanerbruder der Kustodie des Heiligen Landes in Syrien vermisst

Giacomo Pizzi10 Juli 2015

Die Kustodie des Heiligen Landes hat die Nachricht vom Verschwinden eines ihrer Franziskanerbrüder in Syrien mit dem folgenden Kommuniqué mitgeteilt:

Seit dem Spätnachmittag des 4. Juli haben wir den Kontakt zu Pater DhiyaAzziz verloren, einem irakischen Franziskanerbruder der Kustodie des Heiligen Landes, der inYacoubieh (Provinz von Idlib, Distrikt Jisr al Chougour, Syrien) als Pfarrer tätig war.

Einige bewaffnete Mitglieder einer nicht identifizierten Brigade, möglicherweise mit Verbindungen zur Al-Nusra-Front, haben ihn letzten Samstag zu dem Emir des Ortes gebracht. Seitdem haben sich seine Spuren verloren, und wir konnten bislang nicht herausfinden, wo er sich befindet.

Wir tun unser Möglichstes, um herauszufinden, wo er festgehalten wird, und um seine Freilassung zu erreichen.

Wir vertrauen ihn dem Gebet von Ihnen allen an.

Die Kustodie des Heiligen Landes

www.custodia.org

Zur Ordensregion des Heiligen Paulus, die Syrien, Jordanien und den Libanon umfasst, gehören insgesamt 27 Franziskaner der Kustodie, wovon 14 in den Gebieten des mittlerweile vierjährigen Konflikts leben.

In Syrien wirken sie in Damaskus, in Lattakia am Mittelmeer, in Aleppo und in vielen Orten des Orontes-Tales, nämlich in KnayehGhassaniehJisr El-Choughour und Jacoubieh, wo Pater Azziz verschwunden ist. In Aleppo und Knayeh bestehen nach wie vor zwei Aufnahmezentren, in denen die Franziskaner Tag für Tag zusammen mit einigen Schwestern und Freiwilligen auf die unmittelbaren Nöte der Menschen zu antworten versuchen.

Vor ca. einem Jahr, am Abend des 20. Juli, war eine Rakete in dem Franziskanerkonvent von Yacoubieh eingeschlagen. Zum Glück gab es keine Todesopfer. In der Nacht des 5. Oktober 2014 sind einige mit der Al-Nusra-Front verbündete Rebellen in den St. Josephs-Konvent in Knayeh eingedrungen und haben den dortigen Franziskanerpfarrer, Pater Hanna Jallouf, und mehrere Laien entführt.

Die Angriffe auf die Pfarreien, Kirchen und Aufnahmezentren haben sich in den letzten Monaten fortgesetzt und intensiviert und haben die Bevölkerung terrorisiert. Nicht alle Angriffe sind bekannt, wie zum Beispiel derjenige, von dem Pater Ibrahim Alsabagh, der Pfarrer von Aleppo, berichtet hat: am 27. Februar ist in der Kirche von Azizieh während der Abendmesse eine Gasbombe explodiert und hat unter den Gläubigen zwei Todesopfer und zahlreiche Verletzte gefordert.

Unmittelbar nach dem lateinischen Osterfest am 5. und 6. April hat eine Gruppe von Jihadisten einen grausamen Anschlag verübt. In der Karfreitagsnacht der Orthodoxen, vom 10. auf den 11. April, wurden Raketen auf eine Gegend geschossen, in der überwiegend armenische Christen leben. Es handelt sich um  Anschläge ohne klare Strategie gegen Zivilisten, insbesondere gegen die Christen. Die Angriffeerfolgen von außen, um Konflikte innerhalb der Städte und Dörfer des Nordens zu schüren. Trotz allem gibt es dort aber fortdauernde Zeugnisse der Solidarität zwischen der muslimischen und christlichen Bevölkerung und Geistlichkeit.

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Dhya AZZIZ OFM wurde am 10. Januar 1974 in Mossul, dem antiken Ninive, im Irak geboren. Nach einer kurzen Studienzeit am medizinischen Institut seiner Heimatstadt hat er sich für das Ordensleben entschieden. Nach dem Noviziat in Ain Karem hat er am 1. April 2002 die ersten Gelübde abgelegt. Im Jahr 2003 ist er nach Ägypten gezogen, wo er mehrere Jahre gelebt hat. 2010 ist er in die Kustodie des Heiligen Landes zurückgekehrt und wurde nach Amman geschickt. Danach wurde er nach Lattakia in Syrien versetzt. Von dort aus hat er sich freiwillig zur Verfügung gestellt, um der Gemeinde von Yacoubieh im Gebiet des Orontes beizustehen (Provinz von Idlib, DistriktJisr al-Chougour), das unter die Kontrolle der Al-Nusra-Front geraten und besonders gefährlich geworden war.