Sebastia als Ausstellung: Fotos und Videos, die dem wunderbaren Ort gewidmet sind, von Ende Februar an in Mailand

Giacomo Pizzi5 Februar 2011

Die Wiederherstellung des palästinensischen künstlerischen und kulturellen Erbes, die Ausbildung der Bevölkerung und die Entwicklung der lokalen Wirtschaft: die malerische Ortschaft Sebastia, im Norden von Nablus in den palästinensischen Autonomiegebieten gelegen, wird bald im Mittelpunkt einer Ausstellung von Videos und Fotografien stehen, die von ATS pro Terra Sancta in Mailand ausgestellt werden. Sebastia, eine noch vom Massentourismus unberührte Ortschaft, trotz der Anwesenheit einer römischen Ausgrabungsstätte von unschätzbarem Wert, des Grabes von Johannes dem Täufer und atemberaubenden Panoramen, ist eine kleine Stadt, die von Herodes dem Großen auf dem Gelände der altertümlichen Stadt Samaria zu Ehren von Kaiser Augustus gegründet wurde. Eine kleine Stadt, die dank der Projekte, die in den letzten Jahren vor allem durch die Unterstützung von italienischen privaten Spendern und Institutionen durchgeführt wurden, heute sein eigenes kulturelles Erbe wiederentdeckt hat. Die Ausstellung, die von der letzten Woche im Februar an für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird (mehr Details folgen in Kürze), bietet die Möglichkeit, aus erster Hand etwas über die in den letzten Jahren im Rahmen des Projektes „Sebastia, zwischen Vergangenheit und Gegenwart“ durchgeführten Aktivitäten, gesponsert von ATS pro Terra Sancta, zu erfahren, die buchstäblich die Erscheinung dieses kleinen Dorfes, das sowohl aus historischer und kultureller Sicht extrem reich ist, verändert haben.

Carla Benelli, Kunsthistoriker und der Koordinator des Projekts, erklärt, wie die Idee für eine Ausstellung zustande kam und was man durch den Besuch entdecken kann.

Wie entstand die Idee einer Ausstellung über Sebastia?

Die Idee, eine Ausstellung zu schaffen, die voll und ganz Sebastia gewidmet ist, entstand in Italien, mit der Vorstellung, dass sie auf Italienisch und für ein italienisches Publikum gedacht sein sollte, besonders weil die Arbeiten in Sebastia seit 2005 dank der italienischen Öffentlichkeit und privaten Beiträgen ausgeführt werden. Aus diesem Grund wollten wir nach Jahren der Bemühungen und praktisch ununterbrochener Präsenz in diesem Dorf eine Bestandsaufnahme der Situation machen und die Ergebnisse zeigen. Die Ausstellung ist Teil eines Projekts, das von der Cariplo-Stiftung finanziert wird und uns ermöglicht hat, die Arbeiten über das gesamte Jahr 2010 hin fortzusetzen. Es wird in angemessener Weise mit dieser Ausstellung von Fotos und Videos, die in Mailand vorgestellt werden, abschließen. Und die Wahl der Stadt war kein Zufall: Im gesamten Jahr 2011 werden wir unsere Arbeit in Sebastia fortsetzen, dank der Beiträge aus der Lombardei, insbesondere dank der Region Lombardei, deren Hilfe uns Zugang zu einem nationalen Fonds zur Unterstützung der lokalen italienischen und palästinensischen Organisationen ermöglichte, der für die technische Unterstützung von ATS pro Terra Sancta aufkommen wird.

Wie hat sich Sebastia verändert seit Sie ihre Arbeit hier begannen?

Sebastia ist nicht wiederzuerkennen. Wer am Ende des Jahres 2005 hier war, bevor die Arbeiten begannen, und heute erneut zu Besuch kommt, nach fünf Jahren kontinuierlicher Arbeiten, wird das Dorf kaum wiedererkennen. Wie ATS pro Terra Sancta, haben wir immer mit relativ bescheidenen Mitteln gearbeitet, aber wir waren trotzdem in der Lage, die Erscheinung des historischen Zentrums, das nun sauber und in gutem Zustand ist, komplett zu verändern. Wir haben insgesamt 500 Kubikmeter Müll von den Gassen im Zentrum entfernt und arbeiten fast ausschließlich mit lokalen Arbeitskräften. Sebastia ist heute ein prachtvolles Städtchen, ein mittelalterliches Dorf aus osmanischen Zementhäusern, die sich rund um die große Kreuzritter-Kathedrale ansammeln. Dieses Denkmal, das das wichtigste Bauwerk in der Altstadt ist, erhebt sich über dem Grab Johannes des Täufers und ist heute die zentrale Moschee des Dorfes.

Hat die Zahl der Touristen in den letzten Jahren zugenommen?

Auf jeden Fall. Im Jahr 2005 gab es gar keine, während jetzt immer Menschen da sind: kleine Gruppen von sowohl lokalen als auch internationalen Touristen besuchen Sebastia fast täglich. Sebastia ist zu einem wichtigen Ziel der christlichen Pilgerfahrt geworden. Das Dorf ist wieder für Touristenbusse zugänglich, aber ein Großteil dessen sind lokale Touristen: Palästinensische Schulen und Universitäten machen nun Ausflüge nach Sebastia.

All dies bringt eine Menge für die lokale Bevölkerung, vor allem weil man sich stark bemühte, genau die Art des Massentourismus zu vermeiden, von dem nur wenige profitieren würden und der keinen Einfluss auf den Rest der Gemeinde haben würde. In Anbetracht der äußerst schlechten wirtschaftlichen Bedingungen, in denen sich der Großteil der Bevölkerung zu Beginn der Arbeiten befand, versuchten wir, die Auswirkungen unserer Arbeiten derart zu steuern, dass die größtmögliche Zahl von Begünstigten erreicht werden könnte, anstatt sich nur auf einige wenige zu konzentrieren, denen es besser gehen würde. Statt sich auf Hotels und Restaurants zu konzentrieren, hat ATS pro Terra Sancta kleine zerstreute Strukturen auf lokaler Ebene geschaffen. Dies hat es der lokalen Bevölkerung ermöglicht, von der Möglichkeit der Vermietung von Zimmern zu profitieren, anstatt Familienrestaurants und -unternehmen zu verwalten. Mit anderen Worten haben wir die gesamte Familienwirtschaft unterstützt, und vor allem das weibliche Element, die Beihilfe und Unterstützung der Produktion von typischen lokalen Produkten, die im handwerklichen Zentrum, das im Touristeninformationszentrum von Sebastia eröffnet wurde, vertrieben werden.

Wie hat die lokale Bevölkerung auf die neuen Entwicklungen reagiert?

Im Moment sind 20 Arbeiter innerhalb der neuen Kreuzritter-Halle beschäftigt, die wir reinigen. Bei einer Gesamtbevölkerung von 3.000 Einwohnern, die zum größten Teil aus großen Kernfamilien besteht, stellen 20 Arbeiter eine bedeutende Zahl dar, in dem Sinne, dass eine weit größere Zahl von Menschen aus ihrer Beschäftigung profitiert. Die Beziehungen zu den Familien, die direkt in das Projekt involviert sind, sind aus diesem Grund sehr gut, da in vielen Fällen die Gehälter der Arbeiter die einzige Einnahmequelle für die gesamte Kernfamilie darstellen. Aber selbst bei dem Versuch, die Arbeiter so rotieren zu lassen, dass die größtmögliche Anzahl von Menschen Nutzen davon hat, sind wir nicht in der Lage, alle zu erreichen. Diejenigen, die nicht Teil des Projekts sind, stehen ihm im Allgemeinen ziemlich gleichgültig gegenüber. In jedem Fall strebt ATS pro Terra Sancta danach, seine Aktivitäten zu erweitern, indem es durch die Entwicklung von verschiedenen Initiativen und Kursen vor allem mit kleinen Kindern und Frauen im Dorf arbeitet.

Welche Aktivitäten stehen auf dem Programm für 2011?

Im Jahr 2011 wird das Projekt für die Sanierung und Reinigung von dem, was heute als Abwasserkanal benutzt wird, aber in Wirklichkeit eine Kreuzritter-Halle mit einer besonders eindrucksvollen gewölbten Decke ist, aufkommen. Als ersten Schritt wird ATS pro Terra Sancta einen alternativen Abwasserkanal mit einem ökologischen System zum Recycling von Wasser schaffen, um den Familien, die den alten Abwasserkanal nutzen, eine Alternative zu bieten. Danach werden wir die Kreuzritter-Halle reinigen, um sie in ein Museumszentrum umzuwandeln, das Heim für verschiedene historische Funde werden wird, die sich in den vergangenen Jahren aufgetan haben und von denen einige von großem Wert sind. Wir werden sie auch als ein Zentrum für kulturelle Aktivitäten nutzen, einschließlich mehrerer Tage, die Kindern gewidmet sind und das Thema des kulturellen Erbes fokussieren, was in einem Dorf wie Sebastia von grundlegender Bedeutung ist. ATS pro Terra Sancta wird weiterhin die jährlichen Festivals des kulturellen Erbes, die in Sebastia stattfinden werden, unterstützen, ebenso wie das Beherbergungsgewerbe, das derzeit über 13 Betten verfügt, aber bis Ende des Jahres 2011 dazu in der Lage sein wird, 25 Personen unterzubringen. Darüber hinaus wird ATS pro Terra Sancta weiterhin durch eigene Aktivitäten die Frauenvereinigung für die lokale Herstellung von Konfitüren, Seifen und Oliven sowie den Mosaik-Shop unterstützen.

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