Ein Erbe, das es wertzuschätzen gilt: die Katalogisierungsarbeiten an den Bibliotheksbeständen der Kustodie des Heiligen Landes schreiten voran

Giacomo Pizzi22 Dezember 2013

Bei der Einweihung des neuen Sitzes der Zentralbibliothek im letzten Februar hat der Kustos des Heiligen Landes folgendes betont: „Es ist integraler Bestandteil unserer Mission, die Würde des Menschen hervorzuheben, und zwar des ganzen Menschen. Dies bedeutet klarerweise, Arbeits- und Unterstützungsmöglichkeiten für die Armen zu schaffen. Es bedeutet aber auch, allen einen Zugang zur Kultur und zu einer tiefergehenden Kenntnis zu ermöglichen: die Schulen, die Musikschule Magnificat, das Studium Biblicum Francescanum, die Bibliotheken und Archive sind nicht einfach eine kulturelle Realität, die für sich allein steht, getrennt von unserer Aufmerksamkeit für die Armen und für die diversen Aktivitäten sozialer Art. All diese Dinge müssen vielmehr als ein Ganzes gesehen werden. Das Brot und das Wort, die Arbeit und die Kultur, das Haus und die wissenschaftliche Forschung gehören nicht zu verschiedenen Geschichtssträngen, sondern sind Fäden von ein und demselben Gewebe des Lebens in diesem gesegneten Land. Sie haben dann einen Sinn, wenn sie miteinander verbunden und verwoben werden.“

In dieser Perspektive der Öffnung und gegenseitigen Teilhabe gehen die Katalogisierungsarbeiten am bibliothekarischen Erbe der Kustodie des Heiligen Landes voran. In diesem Zusammenhang ist auch Frau Dr. Angela Contessi nach Jerusalem zu Besuch gekommen, die sich bei der Arbeit am Zentralkatalog der Bibliotheken der Katholischen Universität Mailand eine langjährige Erfahrung erworben hat. Derzeit arbeitet sie als Beraterin und Ausbilderin an dem Projekt „Bücher, Brücken des Friedens“. Vor den Regalen, die voll von Manuskripten und alten Bänden sind, sagt sie: „Das Erbe, das in den Bibliotheken der Kustodie des Heiligen Landes gehütet wird, ist als kulturelles und bibliographisches Erbe weltweit einzigartig, dem eine immer größere Aufmerksamkeit und Zuwendung zuteil wird.“

In dieser Woche in Jerusalem koordiniert Frau Dr. Contessi die laufenden Arbeiten. Diese betreffen insbesondere den elektronischen Katalog, der das immense Erbe an Büchern der Kustodie des Heiligen Landes für Forscher und Studierende zugänglich und nutzbar macht.

Über den Katalog OPAC (Online Public Access Catalogue, zugänglich über die Seite  opac.bibliothecaterraesanctae.org), der ständig aktualisiert wird, hat man Zugriff auf die über 40.000 Bände der Zentralbibliothek. Dank der geduldigen Arbeit von Frau Dr. Emilia Bignami von der Katholischen Universität Mailand und, für den edv-technischen Teil, von Dr. Alessandro Tedesco von der Universität Udine, werden zudem die bibliographischen Datensätze des Katalogs bereinigt und vereinheitlicht.

Bezüglich der Bedeutung einer Bibliothek, die für die Öffentlichkeit offen und zugänglich ist, sagt Frau Dr. Contessi: „Die Bibliotheken der Kustodie des Heiligen Landes sind heute keine Inseln mehr, sondern spielen eine grundlegende Rolle bei der Verbreitung des Wissens, indem sie ihre Schätze allen zur Verfügung stellen.“

Auch wenn sie sich weiterhin als allgemeine Bibliothek versteht, besitzt die Bibliothek der Kustodie des Heiligen Landes ein dokumentarisches Erbe, das ihre Einzigartigkeit und Spezialisierung ausmacht, wie zum Beispiel die Spezialisierung auf die Beschreibung der heiligen Stätten, der Geschichte der Kustodie und des Franziskanerordens. Zusätzlich zu diesen besonders charakteristischen Abteilungen gibt es außerdem Abteilungen zur Geschichte, Archäologie, Kunst, Kirchengeschichte, Liturgie, Mariologie, Apologetik und Theologie.

Das Projekt „Bücher als Friedensbrücken“, zu dem diese Katalogisierungsarbeiten gehören, konnte im Juni 2011 gestartet werden dank der Zusammenarbeit zwischen der Kustodie des Heiligen Landes, ATS pro Terra Sancta und dem Creleb (dem europäischen Forschungszentrum für Buch- und Verlagswesen der Katholischen Universität Mailand). Mittlerweile  wurde die Zusammenarbeit durch eine schriftliche Vereinbarung zwischen der Kustodie des Heiligen Landes und der Katholischen Universität Mailand bekräftigt. Die Grundidee dieses wichtigen Projekts besteht darin, dass die Ermöglichung von Studium und Forschung, gerade an einem schon immer komplexen und faszinierenden Ort wie Jerusalem, eine Investition darstellt, die dauerhaft Früchte bringt und dazu beiträgt, den Dialog zwischen den Völkern, Kulturen und Religionen zu initiieren und zu fördern. Die Bücher und Bibliotheken werden so zu wahren Friedensbrücken.