Gazastreifen – Hilfe für die Christen

Giacomo Pizzi1 Juni 2010

Eine kleine Minderheit von circa 2500 Christen lebt im Gazastreifen, das zur Zeit eine Gesamtbevölkerung von etwa 1,5 Millionen Menschen zählt. Der lang andauernde Israelisch-Palästinensischen Konflikt, die Machtübernahme durch die Hamas, die von Israel Anfang 2009 durchgeführte Operation „Gegossenes Blei“ mit über 1300 Toten, unzähligen Verletzten und den materiellen Zerstörungen in Milliarden Höhe, sowie die Blockade des Gazastreifen für die notwendigsten Güter lasten schwer auf die Bewohner.

Die Katholische Pfarrei von Gaza zählt knapp 250 Katholiken. Trotz einem sehr herzlichen und lebendigen Gemeindeleben ist die Stimmung der Angehörigen der Pfarrei „Zur Heiligen Familie“ gedrückt: die arabischen Christen haben es nicht leicht im zur Zeit herrschenden muslimischen Umfeld vom Gazastreifen und als palästinensische Christen haben sie keine einfache Stellung im  Konflikt: als Palästinenser erfahren sie das Schicksal unter israelischer Besatzung bzw. Blockade zu leben, als Christen gehören Sie nicht zur Muslimischen Mehrheit und werden von ihr oft als nicht genehme pro-westliche Sympathisanten angesehen. Durch die harte israelische Blockade des Gazastreifens fehlt es an sehr vielem. Die Wirtschaft liegt danieder, Arbeitslosigkeit und Armut sind extrem hoch. Es fehlt an sauberes Wasser und gute medizinische Versorgung. Das Traumata des jüngsten Krieges mit dessen Folgen, den Ängsten, den zu betrauernden Toten, Verletzten, materiellen Verlusten, den immer noch zerstörten Häusern und den unverarbeiteten Erlebnissen ist weiterhin präsent. Das seit Jahren eingesperrt sein in einem Gebiet von 40 Km Länge und im Durchschnitt 9 Km Breite, die scheinbare Ausweglosigkeit der politischen Situation und falsche Versprechungen nähren die Hoffnungslosigkeit, die bei einem Durchschnittsalter der Bevölkerung von unter 20 Jahren zu Passivität, Aggressivität und Extremismus führt.

Eine bessere Zukunft, eine Ende des Konfliktes und der Probleme ist nicht in Sicht und macht den Alltag alles andere als leicht. Ein Zustand, die besonders belastend ist für Minderheiten, für Familien und für Kinder. Jorge Hernandez, Argentinier und Pfarrer der katholischen Pfarrei in Gaza, ist auch verantwortlich für die zwei katholischen Schulen in Gaza. Er berichtet: „Wir spüren die Folgen des Krieges immer noch täglich durch die vielen verhaltensauffälligen Kinder in unseren Schulen. Zum  Beispiel zieht ein Schüler immer eine Kapuze über, auch wenn es gar nicht kalt ist – wahrscheinlich ist die Kapuze für ihn so etwas wie ein kleiner Schutzraum, in dem er sich verstecken kann. Die Jungs spielen alle mit Waffen-Imitaten. Es ist hier der größte Kinderwunsch, ein möglichst großes Plastikgewehr zu besitzen – so wie in Argentinien jeder Junge sich einen Fußball wünscht. Das sind alles Folgen davon, dass die Kinder in einer kaputten, von Gewalt gezeichneten Welt aufwachsen. Sie wollen sich stark fühlen. Die Kinder haben Furchtbares erlebt, und die Stimmung zu hause ist oft auch nicht gut. Die Familien leben in einem Gefühl völliger Ohnmacht; sie haben ja keinerlei Möglichkeit, die Entwicklung irgendwie zu beeinflussen – es gibt so eine verbreitete Haltung der „bewussten Resignation“.

Pfarrer Hernández versucht was er kann seine kleine Herde in der Seelsorge und in den praktischen Dinge zu begleiten und zu unterstützen. Mit Hilfe von einigen Schwestern der Rosary Sisters, der Kleinen Schwestern Jesu und der Schwestern von Mutter Theresa bietet die Pfarrei auch Jugendaktivitäten an: 100 Jugendliche kommen jeden Mittwoch in die Pfarrei, am Samstag sind etwa 150 jüngere Kinder dran. Gemeinsam wird gebetet, gesungen, Katechismus gelehrt, Fußball gespielt… Zu den Aktivitäten gehört auch das Theater spielen, damit, wie Pfarrer Hernandez es sagt, „die Kinder irgendwie ihre Gefühle ausdrücken können“. In Gaza, wo es viel zu wenig Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche gibt, wird die katholische Pfarrei „Zur Heiligen Familie“ ein kleiner Ort des Friedens, der Freundschaft, des sich gegenseitigen Helfens und des Ausruhens.

Stehen Sie der schwer geprüften christlichen Minderheit im Gazastreifen bei und unterstützen Sie mit Ihrer Spende die wertvolle Arbeit der Pfarrei und Ordensleute im Gaza.

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Eine Spende für das Heilige Land können Sie online oder per Banküberweisung den Projekten der Franziskaner im Heiligen Land zukommen lassen. Genauere Infos finden Sie unter:

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