Notfall Syrien: ein Sommerlager bringt Freude ins Herz von Aleppo zurück

Giacomo Pizzi23 Juni 2015

„In diesen Tagen haben wir mit dem Sommerlager für die Kinder und Jugendlichen von Aleppo begonnen. Am Anfang waren es 50, und jetzt sind wir schon bei 120 Teilnehmern!“, berichtet P. Ibrahim, Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes und Pfarrer in Aleppo.

Eine mutige Initiative, die Spiele und Freude in die Trümmer einer Stadt bringt, die seit 2012 belagert wird. Als Motto des Sommerlagers wurden die Worte des Hl. Paulus gewählt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!.“

Zu Beginn gab es einige Schwierigkeiten, wie P. Ibrahim weiter berichtet: Anfangs waren die Eltern sehr besorgt, ihre Kinder überhaupt nur aus dem Haus zu lassen. Daher hatten sie nicht den Mut, sie bei uns anzumelden. Wir haben daher alle Familien angerufen und zu überzeugen versucht. Der Tag der Einweihung war ein großartiger Festtag mit Liedern, Tänzen, Süßigkeiten und sogar einem Clown! Die Eltern waren bewegt und voller Staunen, vielleicht noch mehr als ihre Kinder.“

Begonnen haben die Franziskaner des Konvents St. Franziskus mit Kindern zwischen sechs und zehn Jahren. Schon bald mussten sie jedoch den Kreis ausdehnen und auch kleiner Kinder ab drei Jahren aufnehmen.

„Dank der göttlichen Vorsehung und des Heiligen Geistes, der kräftig weht“, fährt P. Ibrahim fort, „ist auch die Zahl der Freiwilligen gestiegen, die uns bei unseren Aktivitäten helfen. Unter ihnen sind unerwartet viele Mütter, die sich vorbehaltslos eingebracht haben.“

So haben die Kinder von Aleppo an vier Tagen der Woche einen Ort, an dem sie sich treffen, miteinander spielen und ihre Talente zum Ausdruck bringen können. Vorgesehen sind auch Kochkurse. So können die größeren Kinder das Mittagessen vorbereiten, und danach wird gemeinsam gegessen.

Der Franziskaner und Pfarrer erzählt begeistert: „Hier bei uns funktioniert das Internet kaum. Daher sind die Kinder und ihre Eltern den „virtuellen Beziehungen“ entzogen und müssen sich notwendigerweise den „realen“ menschlichen Beziehungen widmen. Das ist in jeder Hinsicht gesünder: menschlich, psychisch, intellektuell und spirituell. Die Eltern haben uns nachdrücklich gebeten, das Sommerlage an allen Wochentagen zu öffnen. Wir haben jedoch geantwortet, dass die Kinder auch zu Hause mit ihnen Zeit verbringen. Wir wollen sie nicht ihrer Familie entziehen und diese ersetzen, sondern stattdessen wollen wir mit den Familien an ihrem menschlichen Wachstum arbeiten.“

Von den kleinen Kindern sind viele unterernährt. Daher wird versucht, ihnen zwischen den Aktivitäten Milch zu geben oder „auch Schokolade und Süssigkeiten, um sie glücklich zu machen.“

Pater Ibrahim sagt abschließend: „Der wahre und tiefste Grund, aus dem wir dieses Sommerlager machen, ist unser Wunsch, dass die Leute in all unseren Vorschlägen die wenn auch noch so kleinen Zeichen der Zärtlichkeit der christlichen Nächstenliebe wahrnehmen. Eine Nächstenliebe in Form von etwas Milch oder Schokolade oder auch in der Antwort auf ein besonderes Bedürfnis oder im Schenken eines kleinen Spielzeugs. Auf diese Weise wird das Leid gereinigt, die Menschen beginnen die Gegenwart des Göttlichen im Alltag mit den Augen zu sehen und mit dem Herzen wahrzunehmen, eine Gegenwart, die in der liebevollen Umarmung der Kirche zum Ausdruck kommt. Wir wünschen uns, dass in ihrer Erfahrung die Wahrnehmung des gegenwärtigen Antlitzes Christi wächst, des zärtlichen Antlitzes Gottes, das sich dem leidenden Volk zuwendet.“