Syrien: der Bericht von Kustos Pizzaballa nach seinem Besuch in Aleppo

Giacomo Pizzi15 September 2014

Nach seinem Besuch in Syrien hat uns Pater PierbattistaPizzaballa – Kustos des Heiligen Landes und Präsident von ATS pro Terra Sancta – berichtet, was er in der malträtierten Stadt von Aleppo gesehen hat. Aus seinen Worten spricht Hoffnung, und es wird klar, wie es selbst in einem Meer von Leid und Gewalt noch möglich ist, dass einander fremde Personen verschiedener Konfessionen sich gegenseitig bei der Bewältigung ihrer gemeinsamen Nöte unterstützen.

Die Stadt Aleppo ist seit Monaten ohne Wasser, und die einzige Rettung sind die privaten Brunnen. Klarerweise können nicht alle einen haben. Und da es an Strom fehlt (er fließt höchstens zwei Stunden am Tag), ist es auch unmöglich, an Wasser zu kommen, wenn man keinen Generator hat. Das Benzin für den Generator wiederum ist kaum aufzutreiben und extrem teuer. Daher ist es für eine normale Familie fast unmöglich, zu Rande zu kommen, und somit fast für die gesamte Bevölkerung, die größtenteils aus Armen besteht, die keine Möglichkeit zur Flucht haben. Es sind in erster Linie die Hauptinstitutionen, die Zugang zu den Brunnen haben: Moscheen, Kirchen, Krankenhäuser usw. Ich habe gesehen, wie Christen und Muslime gemeinsam in einer Kirche für Wasser anstanden, und wie Christen ihren muslimischen Nachbarn Wasser gebracht haben und umgekehrt.

In unserem Konvent in Aleppo gibt es keinen Generator, aber der muslimische Nachbar hat einen. Die übrigen Nachbarn, allesamt Muslime, sammeln Geld für das Benzin, der Nachbar stellt den Generator, und die Franziskanerbrüder können so das Wasser für das Viertel bereitstellen.

Die Jesuiten mit ihrem Jesuit Relief Service nutzen eine Einrichtung der Franziskanerschwestern von Aleppo und unterhalten dort eine Suppenküche für ganze Stadtviertel. Mehr als zehntausend Essen werden pro Tag von diesem Konvent ausgegeben. Die Lebensmittel kommen von muslimischen Einrichtungen, die Schwestern kümmern sich um die Organisation, und christliche und muslimische Freiwillige bringen das Essen zu den Bedürftigen. Hierbei muss man betonen, dass es äußerst gefährlich ist, sich in der Stadt zu bewegen, und wer aus dem Haus geht weiß nie, ob er dorthin zurückkehren wird. Dennoch machen sich immer noch viele auf den Weg und riskieren ihr Leben, um etwas für die anderen zu tun, und zwar nicht nur für die eigenen Verwandten.

Während meines Aufenthalts in Aleppo – sagt Pater Pizzaballa – sind in unserer unmittelbaren Nachbarschaft sowohl die Kathedrale als auch der syrisch-katholische Bischofssitz getroffen worden. Die Kathedrale wurde von den Rebellen zerstört. Und der Bischofssitz wurde „der Gleichberechtigung halber“ von den Regierungstruppen beschossen. In beiden Fällen haben sich alle, ohne Unterschied, die Beine ausgerissen, um zu helfen, zu unterstützen und zu ermutigen. Oder auch, um einfach nahe zu sein. Denn oft kann man nicht viel tun, außer hilflos vor diesem Drama zu stehen.“

Indem er den Blick auf die gesamte Region ausweitet, unterstreicht der Kustos des Heiligen Landes: „Für den Nahen Osten besteht die dringende und dramatische Notwendigkeit, einen neuen Weg für die eigene Zukunft zu finden. Diese kann nur gemeinsam aufgebaut werden, mit all den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, die dort leben, und nie allein mit der einen gegen die andere. Christen, Muslime, Kurden, Juden und all die anderen Religionsgemeinschaften und Ethnien sind integraler Bestandteil dieser Länder und werden nie verschwinden.“

Unterstützen wir weiter die caritativen Werke der Franziskaner im Nahen Osten, insbesondere in Syrien, wo sie ihr eigenes Leben riskieren, um den dort verbliebenen Menschen beizustehen. SPENDEN SIE JETZT, um den Franziskanerkonventen in den syrischen Städten Wasser, Lebensmittel, Strom, Kleidung und andere lebensnotwendige Hilfsgüter zukommen zu lassen. Jeder Beitrag ist wichtig.