Campo dei pastori
Allgemein

Zum Hirtenfeld mit Pater José Maria

Giacomo Pizzi11 Dezember 2017

„Wir leben in den Händen der Vorsehung“, mit diesen Worten fängt Pater José Maria Falo Espés seine Erzählung über sein Leben und seine Erfahrungen als Wächter über das franziskanische Heiligtum, das Hirtenfeld in Beit Sahur, an.

Pater José ist Spanier aus Saragossa, der viele Jahre in Valencia wohnte. Von dort aus führte er Pilgerreisegruppen ins Heilige Land. Er sagt uns, es wurde ihm während einer seiner Reisen in das Heilige Land klar, „dass ich die Anziehungskraft der Ortschaften Jesu immer tief in mir gespürt hatte“. Aus diesem Grund wurde er also Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes.

„Dies ist ein sehr bedeutsamer Ort“, erklärt Pater José. „Gerade an dieser Stelle brachten die Engel die erste Nachricht über die Geburt des Gottessohnes Jesus. Über diesen Hügeln sangen die Engel ‚Ehre sei Gott in der Höhe‘.Tausende von Pilgern kommen jedes Jahr hierher, und ich bin jeden Tag da, um sie zu empfangen“.

Campo dei pastori campo de los pastores

Der Franziskaner spricht über die historische und biblische Bedeutung des Ortes und fügt hinzu: „Es gibt eine sehr alte Tradition, die sich auf diesen Ort und die bescheidene Herkunft Jesu bezieht. Man meint fast, hier hätte alles seinen Anfang.“ Er zeigt dann auf die Berge und führt aus: „Dort, wo Sie die Häuser sehen, da waren die Felder von Boas, dem Ehemann von Ruth. Und hier hat David wahrscheinlich seine Herde weiden lassen, als er von Samuel gerufen wurde, um über Israel zu regieren! An dieser Stelle ist tatsächlich so viel passiert!“.

Der Pater erzählt uns auch über seinen Alltag: „Ich empfange die Pilger schon seit zwei Jahren hier. Diese Erfahrung ist für mich sehr hilfreich, denn ich begegne den unterschiedlichsten Menschen. Ferner muss ich feststellen, dass ich hier als echter Franziskaner in der Nähe zur Natur lebe. An stillen Sommerabenden zum Beispiel, wenn das Heiligtum schließt, schaue ich zu den Sternen hinauf und denke an die Hirten vor zweitausend Jahren“.

José Maria erzählt uns auch von dem Plan, die schöne kleine Kirche von Antonio Barluzzi zu restaurieren, die an ein Hirtenzelt erinnert. Ein weiterer Plan sieht vor, dass die archäologische Stätte mit Hilfe der Vereinigung pro Terra Sancta (ATS) aufgewertet wird.

Dann fängt er an, über die christliche Gemeinde von Beit Sahour zu erzählen. José führt aus, dass über 80% der Bevölkerung Christen sind, was eine große Ausnahme im Heiligen Land ist. Sonntags sind zum Beispiel alle Geschäfte geschlossen. Aber die christliche Gemeinde vor Ort braucht Unterstützung, und nicht nur materieller Art. „Die psychische Belastung aufgrund der politischen und sozialen Lage ist groß“.

Wir stellen ihm Fragen über das Weihnachtsfest an den Orten, wo Jesus lebte. José antwortet: „Es ist eine großartige Zeit des Glaubens und der großen Feiern. Es ist für alle ein Augenblick für die Ökumene. Letztes Jahr feierten wir zwischen dem 24. und dem 25. Dezember 93 Messen für die Katholiken und 95 Gottesdienste für die Protestanten! Und in Bethlehem feiern auch viele Muslime mit den christlichen Brüdern!“

„Ich meine, unser Dienst trägt viel dazu bei. Über die Jahre hat meine Heimat Spanien dem Heiligen Land viel geschenkt, aber heutzutage gibt es wenige Berufungen. Deshalb ist unsere Gegenwart meiner Meinung nach sehr wichtig. Wir kommen dem Wunsch des Pater Francesco Patton, Kustos des Heiligen Landes, entgegen und wollen hier ’sowohl Engel als auch Hirten‘ sein.