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Der Weihnachtsbrief von Papst Franziskus, mit dem er die Christen im Nahen Osten ermutigt

Giacomo Pizzi5 Januar 2015

Mit Worten des Trostes und Beistands hat sich Papst Franziskus anlässlich des Weihnachtsfestes an die Christen im Nahen Osten gewandt.

Bergoglio hat ihnen am 21. Dezember ausdrücklich einen Brief gewidmet in dem Bewusstsein, „dass für viele von Euch die Klänge der Weihnachtslieder sich mit Tränen und Seufzern mischen werden.“

Ohne den islamischen Staat explizit anzusprechen, nimmt Franziskus Bezug auf diesen und auf seine blutige Ausbreitung in Syrien und im Irak: „Leider fehlte es auch in der jüngsten Vergangenheit nicht an Trübsal und Bedrängnis im Nahen Osten. Diese haben sich in den letzten Monaten verschärft aufgrund der Konflikte, die die Region peinigen, vor allem aber durch das Wirken einer ganz neuen und besorgniserregenden terroristischen Organisation von bisher unvorstellbaren Ausmaßen, die alle Art von Gesetzwidrigkeiten begeht und menschenunwürdige Praktiken anwendet. Ganz besonders hat sie einige von Euch heimgesucht: Auf brutale Weise wurden sie aus ihrem Land vertrieben, in dem die Christen seit apostolischer Zeit heimisch sind.“

Das Leid der Christen und der anderen religiösen und ethnischen Minderheiten, die unter Verfolgung und den Konsequenzen dieser Konflikte zu leiden haben, „schreit zu Gott und ruft uns alle zum Einsatz auf, im Gebet und in jeder Art von Initiative“, schreibt der Papst.

Es sei von essentieller Bedeutung, schreibt Franziskus weiter, dass die Christen mit Christus so fest verbunden blieben wie die Reben mit dem Weinstock: „Ich bete, dass Ihr die brüderliche Gemeinschaft nach dem Vorbild der ersten Jerusalemer Gemeinde leben könnt. Die von unserem Herrn gewollte Einheit ist in diesen schwierigen Momenten nötiger denn je; sie ist ein Geschenk Gottes, das an unsere Freiheit appelliert und unsere Antwort erwartet. Mögen das Wort Gottes, die Sakramente, das Gebet und die Brüderlichkeit Eure Gemeinschaften ständig nähren und erneuern.“

Von den gegenwärtigen Härten sollen sie sich nicht niederdrücken lassen, sondern sie annehmen als „ein starker Aufruf zur Heiligkeit des Lebens, wie Heilige und Märtyrer aller kirchlichen Zugehörigkeiten beweisen.“

Der argentinische Papst schreibt weiter: „In Liebe und Verehrung denke ich an die Hirten und die Gläubigen, denen in letzter Zeit das Opfer des Lebens abverlangt wurde, oft nur aufgrund der Tatsache, dass sie Christen waren. Ich denke auch an die Entführten, unter denen einige orthodoxe Bischöfe und Priester verschiedener Riten sind. Mögen sie bald wohlbehalten in ihre Häuser und Gemeinschaften zurückkehren! Ich bitte Gott, dass so viel mit dem Kreuz des Herrn vereintes Leid Frucht zum Wohl der Kirche und der Völker des Nahen Ostens bringen möge.“

Im zweiten Teil des Briefes drückt der Papst seine Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber den Patriarchen, Bischöfen, Priestern und Ordensleuten aus und ermutigt die Jugendlichen, die älteren Menschen und diejenigen, die im Bereich der Caritas und der Erziehung arbeiten.

Allen gegenüber unterstreicht der Papst: „Obwohl gering an Zahl, seid Ihr Protagonisten des Lebens der Kirche und der Länder, in denen Ihr lebt. Die ganze Kirche ist Euch nahe und unterstützt Euch, mit großer Liebe und Wertschätzung für Eure Gemeinschaften und eure Mission. Wir werden fortfahren, Euch zu helfen mit dem Gebet und mit den anderen verfügbaren Mitteln.“

Schließlich stellt sich Franziskus auf die Seite der Brüder im Nahen Osten, indem er die internationale Gemeinschaft aufruft zur „Förderung des Friedens auf dem Weg über Verhandlungen und mit Hilfe diplomatischer Aktivitäten, in dem Bemühen, möglichst bald die Gewalt, die schon zu viel Schaden angerichtet hat, einzudämmen und zu stoppen. Ich bekräftige meine ganz entschiedene Missbilligung des Waffenhandels. Wir brauchen vielmehr Friedenspläne und -initiativen, um eine globale Lösung der Probleme der Region zu fördern. Wie lange soll der Nahe Osten noch unter der Friedlosigkeit leiden? Wir dürfen uns nicht mit den Konflikten abfinden, als sei ein Wechsel nicht möglich! Auf der Linie meiner Pilgerreise ins Heilige Land und des nachfolgenden Gebetstreffens im Vatikan mit dem israelischen und dem palästinensischen Präsidenten lade ich Euch ein, weiter für den Frieden im Nahen Osten zu beten. Dass diejenigen, die gezwungen waren, ihr Land zu verlassen, dorthin zurückkehren und in Frieden und Sicherheit leben können. Möge die humanitäre Hilfe gesteigert und dabei immer das Wohl des Menschen und jedes Landes in den Mittelpunkt gestellt werden, unter Achtung der jeweiligen Identität, ohne andere Interessen voranzustellen. Möge die gesamte Kirche und die internationale Gemeinschaft sich der Bedeutung Eurer Präsenz in der Region immer deutlicher bewusst werden.”

Der Papst schließt den Brief folgendermaßen ab: «Euer Zeugnis tut mir so gut. Danke! Jeden Tag bete ich für Euch und Eure Anliegen. Ich danke Euch, weil ich weiß, dass Ihr in Euren Leiden für mich und meinen Dienst für die Kirche betet. Ich hoffe sehr, dass mir die Gnade zuteil wird, persönlich zu kommen, um Euch zu besuchen und Euch zu trösten und zu stärken».