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Ostern aus Jerusalem betrachtet: der Bericht der Freiwilligen von ATS pro Terra Sancta

Giacomo Pizzi3 April 2018

Anlässlich des Osterfestes haben wir uns entschieden euch zu erzählen wie die Mitarbeiter und Freiwilligen von ATS pro Terra Sancta die Riten der Heiligen Stadt erleben. Aus Jerusalem, das Zeugnis jener, die sich jeden Tag für den Erhalt der Hoffnung des Heiligen Landes hingeben, und die heute für die ganze Christenheit in jenem Grab gefeiert wird.

„Nachdem ich Weihnachten in Bethlehem verbracht habe, bin ich neugierig darauf Ostern ausgerechnet hier, in der Heiligen Stadt, in der sich alles vollbracht hat, zu erleben.“ So Lapo, der, wie andere Freiwillige von ATS pro Terra Sancta aus Jerusalem, voller Spannung Ostern erwartet.

„Wenn man hier wohnt“, erklärt Camilla „besteht das Risiko darin sich an das Ereignis zu gewöhnen, das die Geschichte der Menschheit verändert hat, aber ich spüre es jeden Tag hautnah und atme es täglich ein.“ Benedetta und Corrado haben sich dazu entschlossen den Franziskanerbrüdern mittwochs während der Fastenzeit auf den Pilgerwegen zu folgen, zu den Orten, an denen sich die in den Evangelien berichteten Fakten ereignet haben, oder bei der samstäglichen Vigil in der Grabeskirche. Es ist ein Weg, der dich den Glauben noch mehr wertschätzen lehrt. „Eines Samstagabends, als ich spazieren ging“, erzählt Lapo „traf ich einen Franziskanerbruder, der mich plötzlich dazu einlud ihm zur Feier am Grab zu folgen und sofort habe ich mich dafür gewinnen lassen, da ich mich als einer von ihnen aufgenommen fühlte!“

Manchmal steht man angesichts eines Geheimnisses. „Als ich aus Neugier eine Nacht am Grab verbrachte“, erzählt Ines „spürte ich ausgehend von der Ädikula, die ausnahmsweise mal nur für mich da stand, die Kraft des Glaubens in voller Menschlichkeit.“

Wer in Jerusalem und im Heiligen Land lebt, tritt täglich in Kontakt mit Juden, Muslimen, Christen anderer Konfessionen und hat so die Möglichkeit den Ursprung des eigenen Glaubens wieder zu entdecken, vor allem während der Fastenzeit, in der man dazu angehalten wird innezuhalten und sich zu besinnen. „Pesach bedeutet ‚Durchgang durch den Tod‘“, erklärt Bruder Matteo Murani (Dozent für die Aramäische Sprache am Studium Biblicum Franciscanum) den Freiwilligen bei einem der Treffen, die sie in Maria Bambina halten, dem Baugefüge, in dem sie wohnen.“ Für die Juden bedeutet Ostern also das Erzählen der Rettung durch das Opferblut des Lammes wiederzubeleben, das sie aus der Sklaverei in Ägypten befreite, für uns durch das Blut Christi, der die Menschheit von der Sklaverei der Sünde befreit. „Als Bruder Alessandro Coniglio (SBF) uns erklärt hat“, erzählt Tullia „was die schlichte Geste bedeutete, einer Ausgegrenzten wie der Samariterin, die Hand zu reichen und das Wort an sie zu richten, habe ich erst die umwälzend umfassende Tragweite der Botschaft Jesu erfasst.“

Es gibt auch Momente, die auf eine ganz familiäre Art und Weise erlebt werden, da, wie Sara es ausdrückt, „dank der Gelegenheit, die ich mit ATS pro Terra Sancta leben darf, kann ich viel meiner Zeit mit den Patres und lokalen Christen verbringen, was mich zu Hause fühlen lässt, auch wenn ich zum ersten Mal außerhalb meines Geburtsortes lebe.“

Der andere am meisten erwartete Moment ist der Karfreitag am Heiligen Grab, wo die Dramatik der Karwoche im Rahmen der Prozession der Leichnam Ablage Christi vom Kreuz bis hinunter zum Grab, wo alles geschehen ist, ihren tiefsten Augenblick erreicht.

Für Tullia, die schon seit Kindesbeinen an voller Ergriffenheit die Prozession Christi in Assissi miterlebt, ist die Neugier von einer innerlichen Frage angetrieben: „ich möchte sie sehen, um zu verstehen, was sich mir durch sie mitteilt.“
Für alle wird es ein einzigartiges Ostern, denn im Vergleich mit der ganzen Welt beginnt es nur Jerusalem bereits am Samstagmorgen. Clara, die seit Jahren in Jerusalem wohnt, erinnert sich an die Freude des Jahres, als sie die Person, die ihr am meisten am Herzen liegt, nämlich ihre Mutter, die sie besuchen kam, in die Basilika begleitete, und so erwartet auch Elena ihre Eltern und Sara ist die Freude beim Feiern des Osterfestes mit ihren Kollegen in einer vertrauten Atmosphäre in Erinnerung geblieben. „Natürlich ist es nicht einfach das Geheimnis der Auferstehung zu verstehen“, erklärt Camilla „doch hier werde ich mir bewusst, dass es wirklich wahrnehmbar ist!“
Und dennoch endet das christliche Leben nicht mit Ostern, denn, so erklärt Benedetta: „noch viel schöner ist am darauffolgenden Tag die Wallfahrt nach Emmaus, dort, wo der Herr den Jüngern zum ersten Mal erschienen ist.“ Und es ist an eben diesem Ort, von dem aus der Herr sich gezeigt hat und die Nachricht des Heils immer lebendig geblieben ist.

Corrado erwartet, was ihn letztes Jahr ganz betroffen belassen hatte: „Als ich gerade angekommen war, nachdem wir bei einem Morgengrauen kurz nach Ostern wieder in Jerusalem angekommen waren, bin ich auf das Grab zugelaufen (es wäre vielleicht besser Basilika der Auferstehung zu sagen) und bei Tagesanbruch stieß ich auf ansässige Christen, die mich unterwegs auf Griechisch und vielen anderen Sprachen grüßten und mir voller Freude, wie den ersten „christlichen“ Jüngern sagten: Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden, hier.“