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Pater Pierbattista Pizzaballa, Kustos im Heiligen Land und Präsident von ATS pro Terra Sancta über die Situation in Gaza

Giacomo Pizzi24 November 2012

Von vielen Seiten wurden wir gebeten uns zu den aktuellen Geschehnissen in Gaza zu äußern.

Wir haben bis jetzt dazu noch nichts gesagt, da wir – ehrlich gesagt – nicht mehr wissen, was man dazu sagen soll. Viele kirchliche Einrichtungen halten Interessierte lobenswerterweise auf dem Laufenden und daher erscheint es uns nicht notwendig zu wiederholen, was andere im gewohnten Ritus der ausgewogenen und korrekten Meinung veröffentlichen.

In einigen Momenten aber scheinen die normalen Ermahnungen an die Beilegung der Feindseligkeit und der Aufruf zum Dialog, wenn auch wahr und nötig, so realitätsfern, dass die Nachrichten geheuchelt wirken. Zu diesem x-ten unnützen Blutvergießen müssen wir allerdings einige Bemerkungen machen.

1. Wiederholt sind Gewalt, Tod und Zerstörung die gemeinsame Sprache. Es macht keinen Sinn darüber zu diskutieren, wer angefangen hat, Tote aufzurechnen und Schuld einander zuzuschieben. Wir wissen nur, dass man zu keiner Lösung gekommen ist und es wird lediglich eine Frage der Zeit sein, bis es wieder zu Auseinandersetzungen kommt. Leider erscheint eine endgültige Lösung noch meilenweit entfernt zu sein.

2. Wir wünschen uns, dass diese Gewalt nicht zu neuen Attentaten und anderen Anschlägen führt, die uns um Jahre zurückwerfen. Es ist nötig, dass alle Verantwortlichen sich durchringen an den Verhandlungstisch zurückzukehren und jede Form von gewalttätiger Verschlechterung bremsen.

3. Im Angesicht der Gewalt und der allgemeinen Machtlosigkeit bleibt für uns Gläubige nur das Gebet. Es ist für uns so notwendig, wie die Luft zum Atmen, denn es erlaubt uns die Welt aus dem Blickwinkel des Glaubens zu sehen. Der Gläubige sollte die Welt mit den Augen Gottes, des gerechten und barmherzigen Vaters, sehen. Es ist die einzige Möglichkeit um nicht der Logik der Gewalt zu verfallen, die Zeuge des nicht enden wollenden Konfliktes ist. Wir müssen, auch in diesen Zeiten, noch an den Anderen glauben. Ohne Gott ist das nicht möglich.

4. Unsere religiösen Gemeinden werden sich noch mehr für die vielen, kleinen Initiativen für einen Dialog und für Frieden einsetzen. Sie werden die Situation im Heiligen Land nicht verändern, aber sie sind es, die trotz alledem, zeigen, dass es noch Menschen gibt, die dieser Logik nicht folgen und die sich ernsthaft und gezielt für den Frieden einsetzen. Dies gilt vor allem für die Einrichtungen, die mit Jugendlichen arbeiten, in deren Händen unsere Zukunft liegt, einen Dialog zu beginnen.

5. Während im Nahen Osten historische Wandel geschehen, scheint es, dass im Heiligen Land hingegen alles unverändert bleibt. Sowohl im Heiligen Land als auch im restlichen Nahen Osten sind die christlichen Gemeinden aufgefordert Hoffnung und Vertrauen zu schenken und dem Defätismus keinen Raum zu geben. Juden, Muslime und Christen wurden von der Vorsehung ins Heilige Land gerufen, um hier gemeinsam zu leben. Wir wollen mit dem Leben zeigen, dass diese Berufung möglich und realisierbar ist. Und mit dieser Gewissheit werden wir von vorne beginnen.

Pater Pierbattista Pizzaballa

Kustos des Heiligen Landes und Präsident von ATS pro Terra Sancta

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Wir erinnern an unseren Aufruf zur Unterstützung der Notversorgung in Gaza.

Die Situation in Gaza ist immer sehr komplex. Wir wollen die rührende Hilfe der Christen unterstützen, die der lokalen Bevölkerung helfen. Besonders setzen sie sich für den Schutz behinderter Kinder ein ohne zwischen Herkunft, Kultur und Religion zu unterscheiden. Die Unterstützung der christlichen Gemeinden von Seiten der ATS pro Terra Sancta hat im März 2011 begonnen und dauert immer noch bis heute, in diesem schwierigen Moment, an.

Das Projekt “Notfall Gaza”, das sie online oder per Überweisung unterstützen können, das aus zwei Aktivitäten besteht:

Gaza und die Menschen mit Behinderung

Gazastreifen – Hilfe für die Christen

Es reicht ein einfacher Gestus, um den Behinderten, Kindern und Familien im Gazastreifen zu helfen und die Ordensleute bei ihrer schwierigen Mission zu unterstützen. Diese besteht in diesen Tagen mehr als jemals zuvor darin, die Christen aus der Nähe zu begleiten, ihnen ein Wort der Stärkung und Hoffnung zuzusprechen, ihnen beim Gebet zu Gott zu helfen und sie zu unterweisen in der Vergebung und auch im Wert des Leidens, wenn es christlich gelebt wird.

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Spendenmöglichkeiten:

ONLINE AUF UNSERER SEITE:  www.proterrasancta.org/de/helfen/

PER BANKÜBERWEISUNG:

Kommissariat des Heiligen Landes (Klosterstr. 17, D-59457 Werl) – Bank für Kirche und Caritas
Kontonummer: 55 050 401 – Bankleitzahl: 472 603 07
IBAN: DE 9447 2603 0700 5505 0401

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