Pater Ibrahim Faltas spricht über das Projekt „Jerusalem, Steine der Erinnerung“

Giacomo Pizzi11 April 2011

faltas Die Wohnhäuser der Altstadt von Jerusalem restaurieren, renovieren und erhalten und dabei den Christen, die dort leben, gesunde und sichere Lebensbedingungen garantieren: „Jerusalem, Steine der Erinnerung“ ist ein weitreichendes Projekt, das von der Kustodie des Heiligen Landes ins Leben gerufen wurde und von ATS pro Terra Sancta unterstützt wird, um die Gegenwart derer, die die lebendigen Steine des Heiligen Landes darstellen, sicherzustellen.

Pater Ibrahim Faltas erklärt in einem Interview, was die Franziskaner des Heiligen Landes dazu motiviert, die Gegenwart der Christen an diesen Orten zu unterstützen, und wie dieses umfassende Projekt in der Altstadt von Jerusalem zur Wirklichkeit wurde.

Pater Ibrahim, wie viele Wohneinheiten in der Altstadt gehören der Kustodie des Heiligen Landes?

Der Kustodie des Heiligen Landes gehören mehr als 400 Wohneinheiten in Jerusalem, von denen die meisten repariert und renoviert werden müssen.

Warum haben Sie sich dafür entschieden, diese den ortsansässigen Christen zur Verfügung zu stellen?

Wir haben entschieden, sie den ortsansässigen Christen zur Verfügung zu stellen, um ihnen zu ermöglichen, in der Altstadt von Jerusalem zu bleiben.  Dies ist sehr wichtig, denn wir als Franziskaner sind in erster Linie als Wächter der Heiligen Stätten hier, auf Anordnung des Papstes, und die Heiligen Stätten hätten ohne die lebendigen Steine, das heißt ohne ortsansässige Christen, keinen Wert. Ich denke, dass die ortsansässigen Christen wichtiger sind als die Steine.

Welche Gründe veranlassen einen Christen dazu, Jerusalem und seine eigene Familie zu verlassen, um ins Ausland zu ziehen?

Das Problem der ortsansässigen Christen ist, dass 90 Prozent von ihnen im Tourismussektor beschäftigt ist, und wenn dieser Sektor Schwierigkeiten hat oder wenn es weniger Pilger gibt, zum Beispiel im Sommer oder im späten Frühling (die meisten Pilgerfahrten finden entweder zu Weihnachten oder zu Ostern statt), oder zu Zeiten politischer Krisen oder Konflikte, neigen die Christen ohne Arbeit dazu, wegzuziehen. Dies war speziell während der zweiten Intifada von 2000 bis 2005 der Fall, da sie zu einem Kollaps des Tourismus führte und viele Christen von hier wegzogen und die Heiligen Städte von Nazareth, Bethlehem und Jerusalem verließen.

Was kann getan werden, um diese Emigration zu stoppen? Welchen Beitrag können die Franziskaner leisten?

Unser Beitrag ist, diesen Menschen Häuser zur Verfügung zu stellen, Wohnräume, weil Mieten hier extrem hoch sind, mindestens um die 1.000 Dollar im Monat. Häufig können sich die Menschen das nicht leisten, und deshalb polieren wir Häuser auf und reparieren sie, und in einigen Fällen konstruieren wir ganz neue, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Altstadt. Dies bietet den Menschen auch Arbeitsmöglichkeiten, und somit sind sie durch Wohnraum und Beschäftigung in der Lage, weiterhin in der Nähe der Heiligen Stätten zu wohnen.

Ein umfassender Umstrukturierungsplan für Wohneinheiten wird momentan vorgenommen. Wie viel wurde in den vergangenen Jahren erreicht und was muss noch getan werden?

Es bleibt noch sehr viel zu tun, momentan werden ungefähr hundert Wohnräume aufpoliert, aber ungefähr 300 weitere müssen noch renoviert werden.

Haben die jüngeren Generationen ebenfalls die Möglichkeit, durch die Kustodie Wohnungen zu beziehen, oder wird es notwendig sein, andere Lösungen zu finden?

Ich bin mir nicht sicher, wie ich darauf antworten soll, aber ich hoffe, dass wir die momentan durchgeführten Arbeiten erfolgreich abschließen werden und so viele Häuser wie möglich so schnell wie möglich renovieren werden, auch wenn es momentan Probleme mit der Planung gibt. Es ist ein langer und komplexer Prozess. In jedem Fall bleibt es unser Ziel, jedem die Möglichkeit zu geben, ein Zuhause und Arbeit zu haben, sogar wenn dies bedeutet, Land zu kaufen und neue Häuser für diese Menschen zu bauen.

Wie werden die Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten finanziert?

Unsere Mittel kommen von Spendenbeiträgen gewöhnlicher Leute und von privaten Spendern, die uns helfen wollen, die lebendigen Steine im Heiligen Land zu erhalten.