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Die Christen von Jerusalem und ihre Hoffnung auf ein neues Zuhause

Giacomo Pizzi19 Februar 2018

„Ich bin nie von zu Hause weggezogen“. Rosa ist 73 Jahre alt und lebt noch allein in einem alten Haus in der Altstadt von Jerusalem. Meine Familie wohnt seit mehr als hundert Jahren hier, und diese Mauern bedeuten für mich alles“. Aber es gibt viele Stellen mit eindringendem Wasser, und Rosa musste oft Eimer einsetzen, um das von den Wänden tropfende Wasser zu sammeln. „Es wurde nicht mehr bewohnbar“, sagt Rosa. Sie musste also die Kustodie des Heiligen Landes um Hilfe bitten. Die Franziskaner helfen den katholischen Familien der Altstadt von Jerusalem, ihre alten Häuser zu sanieren und zu befestigen im Rahmen ihres Projektes Unser Haus in Jerusalem und Bethlehem , das von ATS pro Terra Sancta unterstützt wird.

Die Kosten der Bauarbeiten können von den Familien oft nicht aufgebracht werden, so dass das Technische Büro der Kustodie des Heiligen Landes die Instandsetzung der familiären Umgebung ermöglicht und neue Wohnräume schafft, die dann hilfsbedürftigen Familien zur Verfügung gestellt werden. Bruder Sergey Loktionov (Direktor des Technischen Büros) stellt Folgendes fest: „Diese Häuser neben den Heiligen Stätten sowie die dort lebende Gemeinde stellen das schlagende Herz der kleinen christlich-katholischen Gemeinde in Jerusalem dar. Ohne sie würde das christliche Jerusalem gar nicht mehr existieren. Deshalb müssen wir ihnen helfen, damit sie bleiben können“.

Während der Bauarbeiten hat man oft verborgene Schätze aus einer tausendjährigen Geschichte gefunden. Zum Beispiel unter dem Haus von Rosa „gibt es heute verlassene Stätten, manche sogar aus der Zeit der Kreuzritter. Wir überlegen uns auch, diese zu restaurieren und zu verwerten“, erklärt uns Issa, der Baustellenleiter. „Wir haben sogar einmal das Grab eines Kreuzritters in einer solchen Umgebung entdeckt!“

Die Altstadt von Jerusalem ist tatsächlich eine oft zerstörte und wieder aufgebaute Stadt, weshalb man ganze Wohnräume unter der heutigen Bauschicht leicht finden kann. Da es nicht mehr möglich ist, neue Wohnhäuser in der Altstadt zu bauen, werden manche solche Räume mit Neubauten für größere Familien besetzt, oder es ziehen andere Familien neu ein. Die Kustodie vermietet neue Wohnhäuser an Familien zu einem sehr günstigen Mietpreis, wobei sie dann ermutigt werden, in die Altstadt in die Nähe der Heiligen Stätten wieder zurückzukehren.

Die Familie Abdnur ist ein solcher Fall. Yussef ist aus Shu ‚Afat (aus einem Stadtteil in Ostjerusalem), wo er ein kleines Mietshaus bewohnte, in die Altstadt wieder eingezogen. „Die Miete war zu hoch. Obwohl ich eine gute Stelle in einem schönen Krankenhaus, dem Hadassah-Krankenhaus, hatte, war ich gezwungen, meine Freunde und Familie um Unterstützung zu bitten“, sagt der junge Mann. Heutzutage steht seine Familie besser da: man hat einen kleinen Lagerraum im Keller erweitert, und andere Räume einschließlich einer schönen Küche sind daraus entstanden. Yussef ist sehr dankbar und bedankt sich jeden Tag bei der Kustodie und der Vereinigung pro Terra Sancta (ATS).

Auch Joana ist soeben in die Altstadt zurückgekehrt. Sie wohnt jetzt direkt neben dem Haus, in dem sie zur Welt kam. Sie lebt mit ihrem Ehemann Hassan und ihren fünf Kindern zwei Schritte weg vom souq, mitten im muslimischen Viertel. Sie ist Katholikin, aber ihr Familienname Sahagian deutet darauf hin, dass ihr Mann armenischer Christ ist. „Viele Jahre lang lebten wir in einem sehr kleinen Haus“, sagt Joana, „das aus einem Zimmer bestand – und das für sieben Personen!“ Jetzt hat Joana ein neues und geräumiges Haus. „Das haben wir euch zu verdanken, die ihr uns so viel mit der Renovierung geholfen habt, während mein Mann sich um die Innenausstattung und das Licht gekümmert hat.“ Am schönsten für sie ist die Tatsache, dass sie wieder neben ihrer Mutter wohnt. Deren Haus steht vor einem weiteren Häuserkomplex, der der Kustodie gehört, und der um einen Hosh (einen großen Innenhof) gebaut wurde. Diese Bauweise ist typisch für die antiken Städte des Heiligen Landes.